Joe Newman, Erfinder aus Lucedale, Mississippi, USA, hat Anfang dieses Jahrzehnts
eine Art Gleichstrommotor entwickelt, der, so wird behauptet, mehr Energie aus
dem Motor abgibt, als zu seinem Betrieb notwendig ist.
Bild 2 : Der Erfinder Joe Newman
Joe Newman ging von der Tatsache aus, daß man in einer sehr großen Spule mit
vielen Tausend Windungen ein starkes Magnetfeld erzeugen kann und um dieses Feld
aufrecht zu erhalten, braucht man immer weniger elektrische Eingangsleistung, je
mehr Windungen die Spule besitzt.
Oder anders ausgedrückt : Bei gleicher Erregerspannung (d.h. bei gleicher el.
Eingangs-Leistung) nimmt die Stärke des erzeugten Magnetfeldes in der Spule mit
der Windungszahl zu, wenn der Drahtdurchmesser vergrößert wird und damit der
ohmsche Widerstand der Spule immer konstant bleibt.
Das wird auch aus der Formel für die magnetische Feldstärke
bei einer Spule
deutlich :
H = N * I / L
Das Produkt N*I im Zähler bestimmt die magnetische Feldstärke
H, wenn man die
Länge L der Spule im Nenner konstant hält.
Man kann also den Eingangsstrom I immer kleiner machen, wenn man entsprechend
die Windungszahl N erhöht, so daß das Zählerprodukt konstant bleibt.
Auf einen Permanentmagnet-Rotor, der in die Spule plaziert wird, übt dieses mit
wenig Eingangsleistung erzeugte, große Magnetfeld der Spule ein sehr starkes
statisches Drehmoment aus.
Läßt man nun den Permanentmagneten in der Spule rotieren, so ergibt sich
normalerweise durch die induzierte Gegen-EMK in der Spule ein Widerstandsmoment,
das der treibenden Kraft entgegen wirkt und so den Magneten wieder bremst (auch
als Lenzsches Gesetz bekannt).
Deshalb kommen normale Motoren auch nicht über 100 % Wirkungsgrad.
Newman versuchte aber wahrscheinlich das Lenzsche Gesetz auszutricksen , indem er
seine Stromzufuhr zur Spule "pulste" und damit genau die speziellen und teilweise
nichtlinearen Eigenschaften des Systems (große zeitvariante Induktivität , ca.
1000-4000 Henry, großes Trägheitsmoment des mechanischen Magnetrotors, Kapazität
der Spule nicht vernachlässigbar etc.) ausnutzte.
Der Strom in der Spule wird außerdem durch mechanische Kommutatoren gepulst
und nach 180 Grad Rotation des Magneten in der Spule umgeschaltet, so daß der
Magnet in der Spule weiterrotieren kann und das System sich wie ein
Gleichstrommotor verhält.
Ein Newman-Motor besteht also aus einer Kupferluftspule, einem starken
Permanentmagneten, einem mechanischem Kommutator ( Stromschalter und -wender )
und einer Batterie als Spannungsquelle.
Bild 3 : Elektrisches Ersatzschaltbild einer Newman-Maschine
Newmans erster Motor besitzt eine 4500 Kg schwere Kupferluftspule, die aus 5 mm
dickem Kupferdraht gewickelt wurde. Sie hat einen Innendurchmesser
von ca. 1.2 m.
Bild 4: 4500Kg Spule von der Seite gesehen Bild 5 : 350Kg
Bariumferrit-Magnet
In der Kupferspule rotiert ein 350 Kg schwerer Bariumferrit Magnet, der aus 6
zusammengesetzten Lautsprecherscheibenmagnetsäulen besteht und insgesamt einen
großen Stabmagneten darstellt.
Bild 6, 7 und 8: Rotierender Bariumferrit-Magnet bei verschiedenen Winkel-
positionen innerhalb der 4500Kg Kupferdrahtspule
Auf der Achse des Magneten sitzt der mechanische Kommutator, der einmal zwei
Anschlüsse hat die zur Batterie gehen (plus und minus) und zwei weitere
Anschlüsse, die mit der Spule verbunden sind.
Parallel zu den Anschlüßen , die zur Spule gehen, sitzen noch mehrere in Reihe
geschaltete Leuchtstofflampen, deren Summen-Brennspannung größer ist, als die
Batteriespannung, so daß nur die Induktionsspannung der Spule die Röhren zündet,
die Batteriespannung aber nicht ausreicht, sie dauernd brennen zu lassen.
(Sonst würde man dabei Gefahr laufen, daß die Batterien durch den negativen
Innenwiderstand der brennenden Leuchtstofflampen kurzgeschlossen werden könnten)
Das ist als Schutz für den Kommutator gedacht.
Es soll nämlich der durch die hohe Induktionsspannung auftretende Funkenabbrand
des Kommutators und das Überspringen des Funkens (und damit Kurzschlußgefahr
von Windungslagen) innerhalb der Spule verhindert werden.
Die Leuchtstofflampen blitzen also nur kurz beim Schalten des Kommutators auf.
Der Kommutator rotiert mit dem Permanentmagneten auf der Welle mit. Er besitzt
mechanische Schleifringe und Bürsten.
Bei einer Batteriespannung von 590 Volt ( in Reihe geschaltete 6 Volt Kohle Zink
Blockbatterien) soll beim Rotieren des Magneten mit 200 Umdrehungen pro Minute
ein Eingangsstrom von ca. 10 Milliampere aus den Batterien über den Kommutator in die Spule hineinfließen.
Die eigentlichen " Phänomene" entstünden aber erst beim Schalten des
Kommutators:
Beim Umschalten sollen negative Gleichstrom-Spitzen bis ca. 8 Ampere entstehen,
die teilweise bis zu 60 msec andauern und die wieder zurück in die Batterie fließen.
Dabei soll die Batteriespannung auch leicht ansteigen.
Bild 9: Negativer Rückstromimpuls, wie er im Newman-Video auf einem
Oszilloskop zu sehen ist (Zeitablenkung: 20msec, Amplitude :
4 Ampere/Kästchen), Eingangsstrom kann bei dieser Amplitudenstellung nicht erkannt werden, da zu gering (ca. 10 mA)
(Groundlinie in der Mitte des Schirms)
Würde man nun einmal die Strom- Spannungs-Zeit-Flächen von Eingangs- Energie
und rückgespeister Energie vergleichen, so sähe man, daß die Energie in dem
Stromrückimpuls ca. 4 mal größer sei, als die Eingangsenergie ! (je nach
Kommutatorausführung, siehe [1], Seite 46 und 47)
Danach könnte man die Newman Maschine also als Rücklademotor bezeichnen.
Es taucht natürlich sofort die Frage auf, weshalb zum Betreiben des Motors dann
überhaupt noch Batterien eingesetzt und nicht gleich große Kondensatoren benutzt
werden, die beim Starten des Motors geladen sind und die sich immer wieder durch
die Rückstromimpulse aufladen.
Als Antwort bekam man aber immer nur zu Hören: "Dabei gäbe es technische
Probleme."
Waren diese Rückstromimpuse also nur Meßfehler, z.B.: Potentialpegelsprünge durch
die fehlende Erdung des Scopes und die hohe Induktionsspannung beim Schalten der
Spule ?
Es sollen ferner folgende Phänomene beim Betrieb beobachtet worden sein :
Durch das "Pulsen" des Stroms und damit "ruckartige" Zusammenbrechen des
Magnetfeldes in der Spule, soll der rotierende Magnet beschleunigt werden und so
soll auch die mechanische Ausgangsleistung ansteigen.
Weil mechanische Kommutatoren benutzt werden, bildet sich beim Schalten eine Funkenstrecke zwischen den Kontakten, so daß durch den enstehenden negativen
differentiellen Innenwiderstand der Funkenstrecke Hochfrequenzbursts auftreten, die
expontiell abklingen und einen zusätzlichen HF-Energieoutput im Mhz-Bereich
darstellen. Ferner wird durch den sich bildenden Funken eine gewisse Menge
elektrische Energie in Wärmeenergie umgewandelt.
In der oben erwähnten Fernsehsendung wurde folgendes berichtet:
Im Beisein von dem Fernsehreporter Garland Robinette (WWLTV New Orleans) und
seines Teams wurden bei einem Versuch 8 Mignonzellen in Serie, die schon durch
öfteres Benutzen fast verbraucht waren, an einen normalen 12 Volt
Gleichstrommotor geschaltet.
Der Motor lief noch genau 1 Minute und 15 Sekunden, bevor die Batterien verbraucht
waren.
Diese toten Batterien wurden nun von dem 12 Volt Motor abgeklemmt und an einen
300 Kg Kupferdraht- Newmanmotor mit 50 Kg Bariumferritmagnet innerhalb der
Spule geschaltet.
Bild 10 : Newmans 2. Maschine mit ca. 300Kg Kupferdrahtspule, die auch für den
Versuch verwendet wurde
Der Magnet drehte sich auch noch nach über einer Stunde und 15 Minuten.
Weil die Fernsehleute aber keine Zeit mehr hatten, weiter darauf zu warten, wann
der Newman-Motor stehen bleiben würde, schalteten sie die Batterien von dem
Newman-Motor ab und wieder an den erstgenannten normalen 12 Volt
Gleichstrommotor heran.
Es dauerte jetzt auf einmal 2 Minuten und 20 Sekunden bis diesmal der Motor
stehen blieb. Das war fast doppelt solange wie vorher. ( siehe dazu auch
den "Science"-Artikel vom 10.2.1984, [14])
Bild 11 : Vergleichschart der Betriebsdauer der beiden Motoren an den selben
8 Mignonzellen
Nach den beiden oben erwähnten Maschinen baute Newman eine dritte Maschine ,
bei der ein 7 Kg schwerer Bariumferrit-Magnet-Rotor ausserhalb einer 70 Kg
schweren Kupferspule rotiert.
Bild 12: Newmans 3. Maschine
Danach demonstrierte er eine von der Größe ähnliche, aber lineare Ausführung, wo
der Magnet im Spulenkern sitzt und durch den Kommutator gesteuert um seine
Ruhelage hoch und herunter vibriert.
Fällt dabei der Magnet durch sein Gewicht in den Spulenkern hinein, wird der Strom
durch den Kommutator in der Spule eingeschaltet und durch das Spulen-Magnetfeld
der Stab-Magnet wieder herausgedrückt. Dabei schaltet er wieder den Strom in der
Spule ab, so daß der Magnet wieder in die Spule zurückfällt.
Bild 13 : Newmans Linearmaschine bei einer Vorführung
im Superdome in New Orleans 1986
Newman hat in letzterer Zeit kleinere Versionen seiner Maschinen gebaut, z.B. einen
Ventilatormotor mit ca. 10 Kg Kupferdraht und kräftigen , eng mit der Spule
gekoppelten Neodymium-Eisen-Bor-Magneten.
Diese Maschine wird mit einer, aus in Reihe geschalteten 9 Volt- Batterien,
erzeugten Spannung von 2300 Volt betrieben.
Bei diesem Motor, der eine Ventilatorluftschraube antreibt, entsteht ein hohes
Drehmoment an der Welle, bei einem durchschnittlichem Eingangstrom von nur 2-3
mA. Dieser Motor ist bei seiner Eingangsleistung von ca.5 bis 7 Watt effizienter als
ein gleich großer kommerzieller Ventilatormotor, der für die gleiche mechanische
Leistung ca. 30 Watt braucht.
Bild 14 : Newmans Ventilatormotor
Bild 15 : Kommutator des Ventilatormotors
Ferner hat Newman einen Spielzeugmotor mit ca. 1Kg Kupferdraht und starken
Neodymmagneten vorgestellt, der bei 250 Volt Batteriespannung einen Eingangsstrom
von ca. 5 mA zieht und direkt die hintere Achse eines ferngesteuerten
Spielzeugautos antreiben soll.
Bild 16 : Spielzeugmotor
Bild 17: Vorderansicht des Spielzeugmotors
Bei dieser Eingangsleistung von etwa 1,25 Watt bei der Leerlaufdrehzahl entsteht auf
den Zuleitungen des Motors ein Hochfrequenzstrom von ca. 30 mA, der durch das
Schalten des Kommutators entsteht.
Dieser Hochfrequenzstrom wird von Newman mit einem calorimetrischem
Effektivwert-Milliamperemeter gemessen, welches durch eingebaute Thermoelemente
über einen Wärmeprozeß auch die HF-Strom-Komponenten erfaßt.
Bild 18 : HF-Strom auf den Zuleitungen
beim Spielzeugmotor (Toy-Motor)
Auch hier taucht wieder die Frage auf, ob dieser HF-Strom wirklich auch im
Spulenwiderstand fließt und eine entsprechende Verlustwärme hervorruft oder ob
das nur Auf- und Entladungsströme der Spulenkapazität sind ?
Newman konnte auch einige private Investoren überzeugen, ein Auto mit seinem
Motorenprinzip auszurüsten und stellte Anfang 1987 einen roten Sterling-Sportwagen
auf einem Porsche Chassis basierend, ausgerüstet mit einem 550 Pfund schweren
Newman-Motor, der Öffentlichkeit vor.
Bild 19 : Newmans Sterling Auto, Bild 20: Newmans Gyro-Power-Car
"Gyro-Power-Car" von hinten gesehen, mit
genannt den aufblitzenden Neonröhren.
Bild 21: Der durch die Spulen-Induktionsspannung
des Auto-Motors hell erleuchtete Neon-Schriftzug:
"GYRO-POWER" auf der Rückseite des Sterling Autos.
Dieser Motor wurde von einigen Dutzend 250 Volt Batterien (speziell für Newman
von der Firma Ray-O-Vac-Batteries hergestellt) angetrieben.
Dabei ergab sich eine Eingangsspannung von 17000 bis 15640 Volt und ein
Eingangsstrom von ca. 20 bis 10 mA ( je nach Alterungsgrad der Batterien ).
Die Batterien hatten eine Kapazität von ca. 500 mAh.
Bild 22: Ray-O-Vac Spezial 250 Volt Batterien
Das 1800 Pfund schwere Auto fuhr bei verschiedenen Vorführungen ca. 4 bis 10 mph
schnell.
Laut Batteriehersteller sollten die Batterien ca. 26 Stunden halten, Newman ist aber
nach meinen letzten Informationen insgesamt ca. 45 Stunden mit denselben Batterien
gefahren.
Waren dafür also die vermeintlichen Rückladestromimpulse verantwortlich, die die
Batterien wieder aufluden oder nutzt Newman durch seinen gepulsten Betrieb des
Motors und die die entstehenden HF-Bursts, die auch durch die Batterie fließen und
wahrscheinlich die chemischen Reaktionen innerhalb dieser beeinflussen, nur die
Batterien besser aus ?